Donnerstag, 9. Juli 2009

Drei Zimmer Küche Bad

Ich habe ein neues Hobby: Seit zwei Monaten treffe ich fast jeden Abend fremde Menschen. Sie zeigen mir ihr Zuhause - oder das von anderen Leuten. Führen mich von der Küche ins Schlafzimmer und auf den Balkon. Und in den Keller.


Bei diesen Ausflügen sehe ich Dinge, von deren Existenz ich nichts ahnte: Aschenbecher im Mini-Klo-Design, raumfüllende Fernseher, rosa Wände. Und ich kann gravierende Wissenslücken schließen. Zum Beispiel hatte ich vorher keinen Schimmer, dass der Duplex-Stellplatz (ja, ich bin stolz auf diese Erweiterung meines Wortschatzes!) rechts oben immer der begehrteste ist, dass es Panorama-Aufzüge gibt, dass man unterscheiden muss zwischen Loggia und Balkon - und am besten immer einen Kompass dabei hat, um die Himmelsrichtungen von letzterem auszuloten.

Ihr ahnt es wahrscheinlich: Ich bin auf Wohnungssuche. Das heißt, mein Freund und ich sind auf Wohnungssuche. Und wir haben konkrete Vorstellungen: ruhige, helle, zentrale drei Zimmer mit etwas Grün vorm Haus, U-Bahn in der Nähe und sonnigem Balkon zum Innenhof. Am liebsten ein gut beheizbarer Altbau mit neuen Fenstern. Und das alles für höchstens 900 Euro kalt. Kein Problem? Ach ja, das hab' ich vergessen: in München.

Aber wir geben nicht auf. Schütteln immer neuen Maklern die Hände, antworten brav auf geschickt nebenbei gestellte Fragen wie "Hier hätten ein paar Bücherregale Platz ... was machen Sie denn beruflich, lesen Sie da viel?" und sehen darüber hinweg, wenn die Person, die gut 2.000 Euro mit ein paar Besichtigungsterminen verdient, noch nicht einmal weiß, ob ein Kellerabteil zur Wohnung gehört.

Klingt frustriert? Soll es nicht: Mein neues Hobby macht mir richtig Spaß. Ich lerne endlich Münchens Straßennamen und bekomme kostenlos innenarchitektonische Anregungen.

Also, ihr wisst Bescheid: eine zentrale, ruhige Drei-Zimmer-Altbau-Wohnung in München mit Süd-West-Balkon, ein bisschen Grün - und ihr könnt mich glücklich machen. Und meine Kolleginnen auch. Denn die müssen sich dann endlich nicht mehr jeden Morgen auf ihre Frage: "Und, wie war die Wohnung?" die gleiche Antwort anhören: "Ach, die war nix."

Eure Annika

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