Donnerstag, 11. September 2008

Melanie und die Wiesn-ein kurzer historischer Abriss

Heute bloggt: Melanie aus der fem-Redaktion



Melanie gehört als "gebürtige Münchnerin" zu einer in München bedrohten Spezies.
Trotz ihrer Herkunft ist sie der Bayerischen Zunge nur periphär mächtig (Standards wie "Servus" und "Grias Deeh" gelingen ihr allerdings ohne erkennbar hochdeutschen Akzent), sie trinkt kein Bier, sie hat kein Dirndl und ja: sie ist eine bekennende Wiesn-Verschmäherin.

Das war nicht immer so. Bis zum Ende ihrer Grundschulzeit fieberte Klein-Melanie der "Vorhölle auf der Theresienwiese" (wie sie die Wiesn heutzutage gerne schimpft) mit rosigen Bäckchen entgegen: Ach, die erste Zuckerwatte! Endlich wieder am Schießstand Plastikblumen einheimsen, Achterbahn (noch ohne Looping) fahren, mit wohligem Schauer an der Geisterbahn vorbeilaufen (aber nie damit fahren), den Ständen mit Gasluftballons sehnsüchtige Blicke zuwerfen...

Heute ist alles anders, findet Melanie. Die alte Achterbahn ist schon lange verschrottet, die neuartigen Fahrgeschäfte verursachen kein Magenkribbeln mehr, sondern umfassende Übelkeit, und überhaupt gehen Erwachsene sowieso nur zum Bier trinken auf die Wiesn, zum betrunkenen Schunkeln und hemmungslosen Ausstoß von Gesängen, die eigentlich nicht mehr als solche zu bezeichnen sind.

Trotz all dieser Vorbehalte verschlug es Melanie vor zwei Jahren zum bisher letzten Mal auf das Oktoberfest, um etwas längst Überfälliges zu erledigen: Sie kaufte sich einen Gasluftballon. Und war zum ersten Mal als Erwachsene auf der Wiesn richtig glücklich. Wenn auch nur so lange, bis sich Spongebob Squarepants in den weiss-blauen Himmel verabschiedete.

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