Dienstag, 16. Dezember 2008

Wenn die Liebe geht...

Heute bloggt: Chrissi aus der fem-Redaktion



Eigentlich sieht sie harmlos aus. Sie hat dunkelrote Haare, erste graue Strähnen, ist einen Kopf kleiner als ich und trägt eine runde Nickelbrille. Doch die Kassiererin in meinem kleinen italienischen Supermarkt ist eine Hexe. Ich weiß es.

Sie verachtet Menschen im Allgemeinen, kleine Kinder ganz besonders - und Lebensmittel aus ihrem tiefsten Herzen. Legt man viele Waren auf ihr Band, entlockt man ihr ein böses Bellen, bei wenigen Waren einen extrem verächtlichen Blick. Mit Karte zahlen? Pfui. Pfandflaschen zurückgeben? Jetzt nicht.

Was die Hexe sagt? Sie arbeitet mit ihrer Mimik, ihrer Gestik – und mit leisen Flüchen, die sie vor sich hinmurmelt, wenn man nicht passend zahlt. Sonst regiert ihr Schweigen. Das funktioniert: In keinem anderen Supermarkt herrscht solch eine Ruhe und Disziplin, wie in ihrem. Keiner drängelt, alle halten ehrfürchtig genügend Kleingeld parat, man verzichtet gänzlich auf Gespräche – und getrödelt wird sowieso nicht. Schnell weg.

Schnell weg wollte ich heute früh auch, weshalb ich meinen Magermilchjoghurt vorbildlich ganz nach vorne auf ihr Band geschoben hatte und 59 Cent passend bereithielt. Doch die Hexe erhob sich vor meinen Augen aus ihrem Kassier-Sessel – ich hielt den Atmen an – ging rüber zum Lebkuchenregal und begann, mit ihren kleinen Runzelhänden die Waren zu ordnen. Meinem Becher und mir zischte sie ein „später“ zu.

Leider gibt es keinen anderen Supermarkt in einem Umkreis von gefühlten 15 Kilometern.

Vielleicht wird es Zeit für eine Diät.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

wie immer... :-)