Donnerstag, 9. Oktober 2008

Von Schrei-Vasen und Entpeinlichern


Heute bloggt: Melanie aus der fem-Redaktion

Es ist früh, der erste Kaffee erst zu einem Zehntel getrunken, der Hirnmotor noch auf Energiesparstufe geschaltet. ABER - bereits seit zwei Tagen verspreche ich täglich: "Heute blogge ich. Ja, ganz sicher. Ich schwör's." Nun denn, ich tu's. Allerdings muss ich mich unter den gegebenen Umständen vorab von jeder Haftbarkeit für den nun folgenden Eintrag freisprechen.

Heute möchte ich mich einem Produkt widmen, das seit neuestem den ersten Platz auf meinem Weihnachtswunschzettel einnimmt: Der Japanischen Schrei-Vase. Einem Utensil, das uns ermöglicht, schlimmste Beschimpfungen in der Dezibelstärke von hundert zahnenden Säuglingen abzusondern ohne dass wir mit Klagen rechnen müssen. Die japanische Schrei-Vase packt Brüllanfälle aller Art in Watte. Anders als es sich mit dem Wald verhält, kommt alles, was man in sie hineinschreit hinten anders wieder raus: als ein zartes, fast liebevolles Flüstern.

Warum ich mir die Schrei-Vase wünsche? Nicht etwa aufgrund einer cholerischen Natur, vor deren Begleiterscheinungen ich meine Mitmenschen bewahren möchte. Nein, ich bin ein sanftes Lämmchen. Eigentlich. Bis auf die (leider doch recht häufigen) Momente und Situationen, denen selbst mein Organismus mit der übersteigerten Produktion von Stresshormonen begegnet: Wenn unausgeglichene Müllmänner morgens zehn Mülltonnen durch das Treppenhaus zerren, meine Nachbarin sich um drei Uhr nachts an den Türen der Küchenschränke vergeht, oder der Marienplatz an Samstagen von Konsumsklaven erstickt wird, während ich einfach nur... durch will.

Statt, wie bisher, wütende Hasstiraden vor mich hin zu murmeln und Hitzewallungen dritten Grades zu erleiden, weil ich meine Aggressionen nicht expressiv zu verarbeiten wage, werde ich zukünftig in derlei Momenten besonnen meine Schrei-Vase an den Mund legen - und schreien. Ohne Diskriminerung oder Verhaftungen fürchten zu müssen (ich habe eine kräftige Stimme und kenne äußerst gemeine Schimpfwörter) werde ich so endlich Stresshormone unmittelbar abbauen und damit unangenehmen Befindenszuständen wirkungsvoll begegnen können. Praktisch, einfach und so gesund.

Ich hoffe, der Weihnachtsmann kriegt das hin. Immerhin wurde die Schrei-Vase bereits erfunden. Im Gegensatz zu dem Produkt, das vorher auf Platz 1 meines Wunschzettels stand: der Entpeinlicher. Ein Gerät, das Peinlichkeitsgefühle aller Art schnell und diskret beseitigt und damit mein Leben noch nachhaltiger verändern würde als 100 Schrei-Vasen zusammen. Aber das ist ein anderes Thema...

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