Anlässlich der Robert-Pattinson-Fan-Hysterie fühle ich mich bemüßigt, aus dem Nähkästchen zu plaudern – wie der Fan-Hype war, so ohne Internet. Bei –öh- „Recherche“ bin ich auf eine unglaubliche Fülle an super-kreativen Fanseiten gestoßen, auf Videos, wo Bilder von R-Patts akribisch mit James-Dean-Shots verglichen werden und jegliche Zeitungsartikel gecopy-pastet werden und natürlich dann ausgiebig in der Fan-Gemeinde diskutiert. So long, nichts neues.
Fan-Hype gab’s – man glaubt es kaum, auch schon vor dem Internet. Dass man für die Recherche fürs Deutsch-Referat noch in die Bibliothek gehen musste, ist schließlich noch gar nicht solange her. Mein Schwarm war Keanu Reeves. Nicht Luke Perry oder Joey von „NKOTB“. Keanu Reeves hieß mein Angebeteter.
Ich hatte ein Buch, in dem ich jeden Schnipsel von Keanu sammelte. Ich schnitt Interviews aus Zeitschriften, klebte Bilder daneben und verzierte das ganze mit leidenschaftlichen Statements. Mit einer Freundin diskutierte ich stundenlang darüber, ob Keanu nun „Kiänu“ oder „Keanu“ ausgesprochen wird. Wenn ein Keanu Reeves-Film im Fernsehen kam, war das Abendprogramm geritzt – eigentlich der ganze Monat. Weil ich in einem Interview gelesen hatte, dass Keanus Lieblingslektüre Shakespeare war, las ich mich durch Romea und Julia & Sommernachtstraum. Bei einer Begegnung wollte ich schließlich Gesprächsstoff parat haben. Ich war generell ein sehr stilvoller Fan – nichts von Bravo-Bildern am Kleiderschrank, das war mir glücklicherweise schon damals zu peinlich.
Jetzt ist das wie mit dem Deutsch-Referat: Genauso wenig wie ich mir vorstellen kann, den Faust ohne entsprechende Hilfe aus dem Netz zu besprechen, kann ich mir vorstellen, wie man Fan ohne Internet sein kann. Wer mittlerweile allerdings den Namen seines Lieblings schnell googeln kann, dem entgeht das wunderbare Gefühl, im noch so kleinsten Käseblatt, ein kleines Bild des Angehimmelten zu entdecken…